Nach einem nicht wirklich reichhaltigen
Frühstück fuhren wir am 10. Mai rechtzeitig aus Ufa los, immer Richtung Osten.
Wir kamen bei wenig Verkehr gut vorwärts und erreichten schon bald das
Ural-Gebirge, die willkürlich gezogene Grenze zwischen Europa und Asien.
Nach dem Ural gelangten wir in die
Westsibirische Tiefebene, die, wie gesagt, tief und eben ist! Ca. 100 m über
Meer und extrem flach. Gute Strasse, viele gerade Abschnitte und bestes
Reisewetter. Da wir nun einige gemütliche Tage in Kazan und Ufa verbrachten,
wollten wir endlich etwas Terrain gut machen. Und so fuhren wir heute über 1‘000
km. Bei einsetzender Dunkelheit passierten wir auch den furchtbaren Abschnitt
zwischen Kurgan und Ishim. Vor zwei Jahren schlug ich hier die Ölwanne leck.
Doch wieder einmal mehr ging alles gut.
Am nächsten Tag ging es rassig weiter, in der
Tiefebene lässt es sich sehr gut fahren. Auch heute schafften wir an die 800
km.
Am 12. Mai gelangten wir nachmittags um zwei
Uhr zu BMW in Novosibirsk. Dort luden wir die Reifen für Isa ab und warteten.
Die Schweizer Fahrerin sollte am Abend die Werkstatt erreichen und einen
Reifenwechsel durchführen.
Sandro und ich hingen den ganzen Nachmittag
und Abend bei BMW rum. Die haben den Laden bis 21.00 h offen. Und kurz vor
21.00 Uhr traf Isa ein. Was für ein glückliches Wiedersehen!!! Hat sie sich
gefreut! Und wir uns auch! Während die Reifen gewechselt wurden, kochte ich ihr
Bratwurst mit Rösti, zum Dessert gab es Stalden-Creme. Mehr Schweiz geht nicht!
Auch darüber hat sie sich enorm gefreut und wollte eigentlich gar nicht mehr
weiterfahren... Nach dem Nachtessen fuhren wir zum nahegelegenen Hotel, tranken
noch ein Bier und mussten schlafen gehen.
Isa fuhr am 13. Mai um sechs Uhr in der Früh
von Novosibirsk los.
Wir schliefen noch eine Runde und fuhren dann zu Honda in
Novosibirsk. Dort luden wir die Reifen für Anita ab.
Wir werden sie bei Igor in
Taishet treffen, falls alles rund läuft. Doch das lief es nicht. Jedenfalls
nicht für uns. Ich musste schon bald feststellen, dass irgendetwas mit der
Kupplung nicht stimmte, sie schlug beim ein- und auskuppeln. Komisch. Und
irgendwann mal, so ungefähr 130 km vor Krasnojarsk gab es ganz seltsame
Geräusche und es ging nichts mehr! Mit grossem Schrecken musste ich
feststellen, dass die Halterungen des Verteilergetriebes gebrochen waren. Jetzt
hat es uns ganz übel erwischt! So kann ich keinen Meter mehr fahren.
Glücklicherweise kam der Pole mit dem Land Rover angefahren, den wir am
Nachmittag an der Tanke trafen. Er bot uns an, uns mit nach Krasnojarsk zu
nehmen. Dankend nahmen wir an. Selbstverständlich war auf diesem Abschnitt das
Internet so mies, dass ich nichts organisieren konnte. Der Pole setzte uns am
Stadtrand in einem Hotel ab und fuhr seiner Wege. Ich versuchte mit Hilfe von
Natalias Schwester einen Abschleppdienst zu organisieren. Doch es war schon
spät und wir müde. So beschlossen wir, erstmal ein Bier zu trinken auf den
Schrecken und am nächsten Tag weiterzuschauen.
So geschah es dann auch. Ich konnte kaum
Schlafen vor Sorge und morgens um vier Uhr suchte ich via Internet einen
Abschleppdienst. Siehe da, gleich um die Ecke, keine 500 m vom Hotel entfernt,
fanden wir Hilfe. Sie starteten sogleich den Abschlepper und gemeinsam fuhren
wir zum Unglücksort. Magirus aufgeladen und in eine Werkstatt geschleppt.
Auch
da machten sie sich sofort an die Arbeit. Es sollte etwa anderthalb Tage
dauern. Wir fuhren danach mit dem Taxi in die Stadt ins Hotel, wo ich bereits
letztes Jahr logierte. Gute Adresse! Nach dem Bezug des Zimmers flanierten wir
erst mal ein wenig dem Jenissei entlang, tranken ein gutes Bier und
unterhielten uns. Am Abend zum Nachtessen ebenfalls in das schicke Restaurant,
wo ich mit Paul letztes Jahr dinierte. Wiederum sehr lecker. Gut gesättigt
genossen wir noch ein bisschen das Nachtleben von Krasnojarsk.
Gegen Mittag des 15. Mais traf ich mich kurz
auf einen Kaffee mit Anastasia, die Schwester Natalias, meiner
Russischlehrerin. Am Nachmittag spazierte ich mit Sandro etwas in der Stadt
rum, zeigte ihm noch dies und das und gegen Abend fuhren wir mit dem Taxi
wieder zur Werkstatt. Eigentlich sollte der Magirus heute Abend fertig werden,
doch das Zwischengetriebe lag noch nebenan. Immerhin schon die neuen
Halterungen angefertigt. So bezogen wir Quartier im nebenan liegenden Motel.
Ein Loch in tadellosem Sowjetmief! Für eine Nacht geht’s grad so. Die Zimmer
eher an Zellen erinnernd. Und die Prozedur für den Gästeeintrag komplizierter
als die Einreise beim Zoll. Die gute Frau am Empfang hatte null Plan, was sie
mit ausländischen Gästen machen muss. Sie wollte den gesamten Pass kopieren und
was weiss ich nicht noch was. Ich musste dann ziemlich energisch eingreifen und
sagen, was sie zu tun und zu lassen hat. Das Nachtessen nahmen wir im ebenso
gemütlichen wie warmherzigen Lokal nebenan ein. Die Chefin hatte sich aber sehr
über uns zwei Schweizer Besucher gefreut.
Die Arbeiten in der Werkstatt
dauerten noch bis 14.00 Uhr. Dafür war es aber gute Arbeit und ich bin
zuversichtlich.
Endlich konnte es weitergehen. Doch die Vibrationen waren immer
noch vorhanden und das machte mir grosse Sorgen. Ich liess Reifendruck ab, doch
auch das nützte nicht wirklich viel. Es stellte sich heraus, dass die
Kardanwelle an der Vorderachse viel Spiel im Schubstück hat. Und so reduzierten
wir unser Tempo auf ca. 70 – 75 km/h. Mit einer Stunde Zeitverschiebung
erreichten wir gegen halb zehn Uhr abends Igor in Taishet. Was für ein frohes
Wiedersehen! Ich bin nun bereits zum fünften Mal bei ihm zu Gast. Doch zuerst gab es Banja, danach lecker Nachtessen,
liebevoll zubereitet von Lena, Igors Frau. Dazu wurde reichlich Vodka serviert
und viel erzählt.
Leider mussten wir am
nächsten Morgen schon wieder Abschied nehmen und fuhren gemütlich Richtung
Irkutsk. Beim Tanken entdeckte ich das nächste Ungemach! Der Zusatztank für die
Heizung verlor Diesel. Schweissnaht am Verbindungsstutzen gerissen. Mist
auch!!! Na gut, Verbindung zum anderen Tank trennen, Diesel ablassen und
abdichten. Weitere lose Teile entdeckt und befestigt. Es vibriert einfach zu
stark. Ich muss dringend was unternehmen dagegen! Doch erstmal müssen wir
Irkutsk erreichen. Also fuhren wir bis etwa um acht Uhr abends und hielten bei
einer wunderbar gelegenen Raststätte. Das Interieur neu und alles blizblank
sauber, dass Essen frisch zubereitet und hervorragend! Noch nie so gute Posi
gegessen. Das sind burjatische Teigtaschen, welche im Dampf gegart werden.
Am 18. Mai gelangten
wir kurz nach Mittag endlich nach Irkutsk! Ich bin so froh. Es ist ein Stück Heimat
für mich, hier kenn’ ich mich aus. Wir gingen gleich in die «Auberge Theatrale»
zu Sonja. Auch hier ein herzliches Wiedersehen! Mit ihrem Mann Aljoscha
besprach ich kurz mein Problem wegen der Kardanwelle und gemeinsam fuhren wir
zu einer Werkstatt, die das machen kann. Die reparieren Kardanwellen und
wuchten sie auch aus. 1A. Nur leider war es Freitagnachmittag und am Wochenende
arbeiten sie nicht. Nun denn, komme ich halt vorbei, wenn ich wieder in Irkutsk
bin, anfangs übernächste Woche. D.h., weiterhin mit 70 km/h unterwegs.
Wie dem auch sei, wir
machten danach einen Spaziergang zum Fluss Angara und tranken da erstmal ein
Bier. Am Abend assen wir bei Benoit dem Belgier, gleich neben der Unterkunft.
Und in der Bar um die Ecke noch einen Absacker oder zwei...
Am heutigen Samstag
führte ich Sandro etwas in der Stadt rum und machte einen auf Tourguide.
Schönstes Wetter für eine Stadtbesichtigung.
Am Sonntag wollen wir
weiterfahren zum Baikalsee und nach Ulan-Ude.
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