Freitag, 28. Juli 2017

Das Ende der ersten Etappe

Am 23. Juli sassen wir um acht Uhr am Frühstücksbuffet des Hotels. Früher ging leider nicht. Das Hotel "Ogni Yenisseja" kann ich aber getrost weiter empfehlen, wir hatten ein schönes Zimmer mit Blick auf den Enissei und den Nationalpark "Stolby".



Unsere Fahrt führte uns weiter durch das mittelsibirische Bergland, dementsprechend auch abwechslungsreich. Mal rauf, mal runter, viele langgezogene Kurven, hie und da gute Überholmöglichkeiten. Wir kamen zügig voran und erreichten kurz nach dem Mittag bereits Kansk. Unspektakuläre Stadt im Nirgendwo, die sechs Kilometer lange Umfahrung hat es jedoch in sich...! Noch immer unbehandelte Naturstrasse, maximale Geschwindigkeit vielleicht 12 - 15 km/h. Irgendwie scheint niemand für diesen Abschnitt verantwortlich zu sein. Es würde schon viel helfen, mal mit einer Planierraupe durchzufahren, aber auch dafür reicht es aus unerfindlichen Gründen nicht.




Trotzdem kamen wir gegen halb sechs Ortszeit (wieder plus eine Stunde, diesmal aber für ein Weilchen das letzte Mal) in Tayshet an.




Abermals waren wir bei Igor zu Gast, der sich enorm über meine Ankuft freute! Mit Paul machte ich zuerst einen Stadtrundgang, danach erholten wir uns in der Banja. Kurz darauf gab es wieder ein reichhaltiges und überaus leckeres Nachtessen, zubereitet von Lena, Igors Frau. Zu Gast waren zwei weitere Paare aus der Schweiz. Martin und Barbara sind mit dem Zug unterwegs von Vladivosdok nach Moskau, Francisco und Martina ebenfalls mit dem Zug, jedoch von Moskau nach Peking. Das ergab eine lustige und unterhaltsame Runde.



Den Montag, 24. Juli, verbrachten wir den ganzen Tag in der Umgebung von Tayshet. Igor organisierte für uns alle einen Ausflug. Wir sahen uns in der Nähe auf schönen Aussichtspunkten die weitläufige Umgebung an, danach gab es Picknick am Fluss. Wieder hervorragend zubereitet von Lena! An dieser Stelle noch einmal ein riesiges Dankeschön und Kompliment!!







Auf dem Heimweg führten sie uns durch ein (für sibirische Verhältnisse) altes Dorf, welches gerade seinen 360sten Jahrestag feiert. Früher ging hier die Strasse nach Moskau durch, die Weiss- und Rotgardisten schlugen sich in den Revolutionsjahren hier die Köpfe ein bevor sie das Dorf niederbrannten.




Als wir nach Tayshet zurückkehrten, war bereits die halbe Strasse um den Magirus versammelt und ich stand geduldig Red und Antwort. Danach aber wieder husch in die Banja vor dem Nachtessen.
Auch wieder schmackhaft und sättigend. Und ein weiterer unterhaltsamer Schweizer Abend in Sibirien.



Für das Morgenessen konnte ich Igor überreden, dass es bereits um sieben bereit war. Wir hatten heute noch was vor, schliesslich möchten wir an den Baikalsee gelangen und das sind doch noch 750 km!
Die Fahrt ging glatt voran, aufgehalten nur duch Baustellen, tanken und Mittagessen.
Um halb acht abends fuhren wir auf den Parkplatz des Restaurants "Baikal-Blick". Jedenfalls würde ich es so nennen. Fantastische Aussicht über den Baikalsee und das Ost-Sajan-Gebirge.



Nach dem Essen, welches nicht mehr so lecker war wie bei Lena, fuhren wir nach Kultuk runter und stellten uns auf den Sandstrand direkt am See. Prächtiges Plätzchen! Wir genossen die Ruhe, das Plätschern des Wassers und das Bier am Strand. Es war dies nun für längere Zeit der letzte grosse Reiseabschnitt mit solch vielen Kilometern.




Den nächsten Tag verbrachten wir mit Strandleben. Gemütlich aufstehen, Morgenessen, Kaffe trinken, spazieren, baden (ja, ich war im See!), lesen, schreiben und nichts tun. Unser Spaziergang führte uns entlang der alten Baikalbahn, heutzutage in Touristenzug. Soll eine schöne Wanderung sein von Kultuk nach Port Baikal, etwa 50 km. Wir gingen aber bloss etwa vier bis fünf Kilometer, danach wieder zurück.






Ich wurde in verschiedene Gespräche verwickelt, der Magirus ist ein Anziehungspunkt. Meist interessant, manchmal auch etwas langatmig. Die Russen sind ein zurückhaltendes und sehr freundliches Völkchen, aber auch aufgeschlossen und interessiert.
Das erste Mal auf der Reise kochten wir selber, es gab Tomaten-Gurken-Salat, dazu Rösti mit Käse und Wurst (danke Bausi, die Rösti war von dir und immer noch einwandfrei!!) .

                                                                Ausblick am Morgen





Es war bereits Donnerstag, 27. Juli, und die Reise quer durch Russland neigte sich dem Ende entgegen.






Es galt noch nach Irkutsk zurück zu fahren, was etwa zwei Stunden dauerte. Und so gelangten wir gegen Mittag in die Stadt und zur Unterkunft "Auberge theatrale". Für Paul hiess es nun Abschied nehmen vom Magirus, ausräumen und für eine Nacht ein neues Lager aufschlagen.
Am Nachmittag führte ich Paul ein wenig durch die Stadt, zeigte ihm dies und das.




Abends gingen wir gleich ums Eck zum Belgier essen. Sehr gute Küche und natürlich auch gutes Bier!
Und wie es der Zufall wollte, traf ich im Restaurant auf Felix, den ich letztes Jahr kennen gelernt hatte. Da gab es auch viel zu erzählen. Er arbeitet nun hier in Irkutsk für die Sprachschule Liden & Dentz und ist deren Filialleiter.
Freitag, 28. Juli. Abreisetag von Paul. Wir fuhren gemeinsam zum Flughafen und verabschiedeten uns voneinander. Für mich war es eine gute Zeit und er ein exzellenter Begleiter auf der Hinfahrt. Seine nächste Destination ist nun Moskau, wo er noch ein paar Tage verbringen wird.
Ungefähr eine halbe Stunde später trafen Heidi und Lukas pünktlich aus Moskau her ein. Sie hatten eine problemlose Reise und waren doch froh, nun endlich hier zu sein. Mit einem uralten "Volga" fuhren wir zur "Auberge theatrale". Es steht nun etwas Erholung und vorallem Einkaufen auf dem Programm, bevor es morgen dann losgeht Richtung Barguzin-Tal...

Samstag, 22. Juli 2017

Auf dem Sibirski Trakt

Sonntagmorgen, 16. Juli in Kasan, Tatarstan
Endlich wieder mal ausgeschlafen, danach im benachbarten Hotel frühstücken, weil ich vergessen hatte, für uns zu bestellen. Wir waren gut drin in der Zeit, Paul machte sich alleine auf, die Stadt schon etwas zu erforschen. Um zwei Uhr hatten wir einen Termin für eine Stadtbesichtigung. Als jedoch um viertel nach zwei noch niemand da war, rief ich mein Reisebüro in Luzern an und fragte nach. Tja, dummerweise haben sie in Kasan noch gar keine Zeitumstellung, das heisst, wir hatten noch Moskauer Zeit! Also Uhr wieder zwei Stunden zurückstellen! Die ganze Aufregung von gestern für nichts!
Um 14.00 Uhr (Lokalzeit!) kam dann auch die Stadtführerin pünktlich mit dem Fahrer. Kasan ist immer wieder eine Besichtigung wert.









Das Nachtessen genossen wir in einem chicken Restaurant, wo noch mit weissen Handschuhen serviert wird. Leckeres Essen, Topbedienung.



Wir wollten wieder rechtzeitig losfahren am Montag, doch es gab leider erst um acht Uhr Morgenessen.
Von jetzt an lief die Reise wie geschmiert. Mässig Verkehr, wir kamen zügig voran. Die Strassen zum Teil wieder sehr gut, zum Teil noch ältere Holperabschnitte, ging aber gut zum fahren. Das Wetter war ideal, bewölkt und nicht zu heiss.


                                               Paul beim Fotografieren des Dorflebens



Auf den Besuch Ufas verzichteten wir, da wir nun definitiv die Uhren zwei Stunden vorstellen mussten. Somit wäre alles viel zu spät geworden. Übernachtet hatten wir auf einer Raststätte, wo wir bereits letztes Jahr waren.
Am nächsten Tag ging die Fahrt über den Ural. Auch das Wetter spielte grösstenteils mit, am Morgen noch neblig, dann aber viel Sonnenschein. Natürlich an der Eurasischen Grenze Halt gemacht, da haben wir auch Franzosen getroffen, die in drei Monaten durch Russland, Mongolei und die Stan-Länder reisen wollen. Naja reisen? Eher stressen...






Nach dem Ural wurde die Gegend sehr flach, wir fuhren in die westsibirische Tiefebene ein. Von nun an geht es ungefähr 3'000 km durch Flachland. Viele Sümpfe, viele Felder, jene Birkenwäldchen.

                                                                Souvenier gefällig?




Unsere Strecke endete heute in Kurgan auf einem ausgezeichneten Rastplatz. Nicht zu vergessen, die immer wiederkehrenden Gesprächen mit den Chauffeuren wegen dem "Kamaz"-Schild am Magirus. Sorgt ständig für Verwirrung und Gesrpächsstoff!



Wir schreiben bereits Mittwoch, den 19. Juli. Heute führt der Weg über die Strecke, auf welcher ich letztes Jahr eine grobe Panne hatte. Dabei schlug die Vorderachse bei einem Schlagloch auf die Ölwanne auf und diese kriegte einen grossen Riss. Nun, mit der neuen Federung war ich sehr zuversichtlich und es geschah auch nichts weiter. Trauma ein zweites Mal überwunden!
Auch heute wurde viel gefahren, der Verkehr hat meiner Ansicht nach gegenüber letztem Jahr zugenommen. Bis auf einen weiteren schweren Unfall gab es keine Unterbrüche. Auch die Strecke durch Omsk hindurch ging problemlos.






Am heutigen Donnerstag fuhren wir um einiges weiter als geplant. Wir liessen Novosibirsk links liegen und fuhren bis kurz nach Kemerovo. Über 800 km! Doch irgendwie sagte uns lange Zeit die Raststätten nicht zu. Auf einem kleinen Parkplatz liess ich mich von einem "WiFi"-Schild verführen und so parkten wir da. Doch leider arbeitete das WiFi ausgerechnet heute nicht...! So ist das eben. Dafür hatten wir eine gute und sehr freundliche Bedienung durch die Besitzerin dieses Etablissements.



Was wir gestern mehr gefahren sind, mussten wir entsprechend heute weniger fahren. Seit Novosibirsk präsentierte sich die Landschaft wieder abwechslungsreicher, wir kamen in das mittelsibirische Bergland. Das machte auch zum fahren definitiv mehr Spass.





Am Nachmittag des 21. Julis kamen wir in Krasnojarsk im Hotel direkt am Jenissei-Fluss an. Schönes Hotel direkt am Ufer.



Am Abend wurde ich von meiner Russischlehrerin Natalia und ihrer Schwester Nastja abgeholt. Ich hatte noch eine Riesentasche Material für sie mitgeführt. Kleider etc. für ihre Eltern usw. Ich liess Paul alleine zurück und fuhr mit ihnen zu ihren Eltern. Da gab es wieder einen überaus herzlichen Empfang und wie immer viel zu Essen! So liebe Leute! Ich bin immer wieder sehr gerne bei ihnen. Am späteren Abend wurde ich von Nastja ins Hotel zurückgefahren, trank auf dem Balkon des Zimmers noch ein Bier und genoss die Aussicht auf die Stadt und den Jenissei.
Heute Samstag, 22. Juli, wurden wir von Natalia und Nastja um zehn Uhr vor dem Hotel erwartet. Natalia machte eine Stadtführung, Nastja war die Fahrerin. Wir begannen die Exkursion am Gründerplatz der Stadt. Ein Hügel am heutigen Stadtrand, wo die Kosaken vor mehr als 375 Jahren ihre erste Festung bauten. Danach ging es weiter zum Denkmal an den Grossen Vaterländischen Krieg. Wir besuchten am Flussufer das Schiff, auf dem Zar Nikolai 2 und Lenin nach Krasnojarsk kamen, auf dem zur Zeit eine Ausstellung zum 100sten Jahrestag der Oktoberrevolution läuft. Im weiteren besichtigten wir noch einige Sehenswürdigkeiten, doch auch in Krasnojarsk reicht ein Tag nicht, um sich einen umfassenden Eindruck der Stadt zu machen.







Nach einem kleinen Imbiss fuhren wir ins Hotel zurück und ich musste mich schweren Herzen wieder von Natalia und Nastja verabschieden. Bereits morgen frühr wollen wir weiterfahren, unser Ziel Irkutsk ist nicht mehr weit...