In der Zwischenzeit verbrachte ich einige Tage
in Ulan-Ude bei meinen Verwandten Schargal und Nadia. Das darf inzwischen schon
gesagt werden.
Und so bot sich mir die Gelegenheit, die Stadt und die nähere
Umgebung etwas genauer zu betrachten.
Das ist ein Kultur-Haus, dessen Name "Raszvet" "Sonnenaufgang" bedeutet...
Was besonders erwähnenswert ist, dass es
in Ulan-Ude ein Denkmal für die Opfer des Stalin-Terrors gibt! Es ist zwar
nicht so gigantisch, wie die Denkmäler des Grossen Vaterländischen Krieges,
aber immerhin!
Ich fuhr dann mit Schargal Richtung Osten und
da beginnt wirklich der Wilde Osten. Die Regionen Bagtarin und Baunt sind sehr
bevölkerungsarm und nicht leicht zu erreichen. Sollen aber sehenswert sein
gerade deswegen.
Wieder in der Stadt zurück konnte ich beim
Betonieren eines neuen Fundaments helfen.
Und endlich mal Fussball-WM schauen!
Ende Juni fand in Ulan-Ude und ganz Burjatien
das ethno-kulturelle Sport-Sommerfest „Surkharbaan“ statt. Es ist ein
traditionsreiches, altes Festival, welches schon seit mehr als tausend Jahren
stattfindet. Entstanden ist es aus Freude über das warme Wetter anfangs Sommer,
die ersten Früchte und Gemüse können geerntet werden, das Vieh kriegt Nachwuchs
und alles gedeiht. Zur Eröffnung fuhren wir zur Pferderennbahn beim
buddhistischen Kloster Ivolginsk, nahe Ulan-Ude. Die Eröffnungsrede hielt der
Präsident der Republik Burjatien, Aleksej
Sambujewitsch Zydenow, sowie der Vorsteher des Klosters Ivolginsk, XXIV.
Pandito Hambo-Lama Damba Ajuschejew, der übrigens sehr mit seinem Handy beschäftigt war... Erstaunt war ich, dass der Präsident sich
so frei bewegte ohne Bodyguard-Equipe usw.
Die Sommerspiele begannen mit den Pferderennen über
eine Distanz von drei Kilometern, also eine Runde, nachdem die Rennbahn staubfrei gemacht wurde. Das ging dann weiter bis zu
einer Distanz von 18 Kilometern! Ziemlich nahrhaft für Ross und Reiter. Die
Kategorien wurden eingeteilt in Alter und Herkunft der Pferde. So gab es
beispielsweise Rennen nur für burjatische Pferde. Besonders während der langen
Rennen wurden die ZuschauerInnen durch Gesangsdarbietungen unterhalten.
Am nächsten Tag gingen die Spiele weiter im Stadion
von Ulan-Ude. Traditionell mit Bogenschiessen, Ringkämpfen, ein für mich nicht
durchschaubares Würfelspiel sowie das erstaunliche Schafknochen-Brechen. Schon
recht abgefahren... Das Aussortieren der Knochen nahm etwas Zeit in Anspruch
und der Geruch war betörend! Zudem war es an dem Tag richtig heiss.
Wo die Moderne auf Tradition trifft...
Draussen um das Stadion standen verschiedene Stände
mit Handwerk sowie die moderne Version des Ringkampfes. Traditionen dürfen sich
auch weiterentwickeln. Kinder konnten aus Lego-Technik selber Fahrzeuge bauen,
welche dann im Ring gegeneinander antraten. Wer aus dem Ring befördert wurde,
verlor.
Anfangs Juli begab ich mich wieder auf den Weg Richtung
Irkutsk, ohne dabei natürlich auf eine Übernachtung am Baikal zu verzichten.
Schönen, neuen Platz entdeckt.
Die Kul-Tour ging weiter. In Irkutsk fand ebenfalls
ein Festival statt, das 13. Internationale Burjatische Nationalfestival «Altargana».
Dieses Festival ist eher neueren Datums und findet alle zwei Jahre an einem
anderen Standort statt. So wechselt es ab zwischen Irkutsk Oblast, Burjatien,
Zabaikalskji Krai, Innere Mongolei (China) und Mongolei. Der Zweck dieses
ethno-kulturellen Sportfestival ist, die Burjaten der verschiedenen Regionen
zusammenzubringen. Deshalb ist es erst nach dem Zerfall der Sowjetunion
entstanden. Es ist bedeutend grösser und vielfältiger als das «Surkharbaan». Traditionell
gab es auch Ringkämpfe, Bogenschiessen, Knochenbrechen (wo übrigens auch Frauen
am Start sind) usw.
Es fanden aber auch Wettbewerbe im Singen, in der Poesie,
Film, Tanzen etc. Nicht zu vergessen der Schönheitswettbewerb. Und diese Bilder
möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten...
Und ich traf ein Paar aus der Schweiz, die mit ihrem
Sprinter 19 Monate unterwegs sind. Auf einer ähnlichen Route, wie wir vor 13
Jahren. Mit dem Unterschied, dass wir damals bloss sechs Monate Zeit hatten.
Aber ich mag’s ihnen von Herzen gönnen.
Am Sonntagabend besuchte ich die
Abschlussfeiern zum „Altargana“ im Stadion. Dabei gab es selbstverständlich
eine Ansprache des Gouverneurs vom Oblast Irkutsk. Und die „Altargana“-Fahne
wurde an den nächsten Austragungsort weitergereicht. Das wird in zwei Jahren
der Zabaikalskji-Krai sein mit der Hauptstadt Chita.
Und somit ging ein Kultur-Marathon für mich zu
Ende. Es war immer wieder beeindruckend und spannend und ich hoffe, das eine
oder andere Festival in mein Reiseprogramm aufzunehmen.
Sibirien ist sicherlich ein Ziel, das wir auch noch in Angriff nehmen werden. Zunächst steht aber erst einmal eine Tour mit Guide durch Kasachstan an. Die Hoffnung liegt dabei sicherlich, das die Motorräder die Strapazen mitmachen
AntwortenLöschenSibirien lohnt sich ganz bestimmt als Ziel. Ihr werdet es nicht bereuen. Und ich kann übrigens auch als Guide für Motorradtouren dienen...!
LöschenViel Glück und gutes Gelingen in Kasachstan! Vorsicht vor allzu korrupten Beamten dort. Ist in Russland zum Glück Geschichte!